Mirko Bonné

Eine Stockrose am Ufer des Largue

Summt süß
tickt tanzt
oben oben
Christus
küsst knospt
reckt reist
oben oben
steigt sacht
Engel empor
empor Engel
sacht steigt
oben oben
reist reckt
knospt küsst
Christus
oben oben
tanzt tickt
süß summt
am Ufer des Largue eine Stockrose

*

4. März 2021 11:38










Konstantin Ames

er kann schon rki sagen, schrieb er auf fb

nein, er sagt natürlich lkw
(ach ok dann lass ich das komma einfach weg gut)
fotos würden gepostet vom kleinen schlaumatz
vor der kulisse platzenden vaterstolzes alles wirklich
alles ist ja poesie komm da machen wir uns mal nix vor ja

übrigens kann er auch schon gedichte auswendig
so chris bezzel zeugz
der wird schon noch lyrixgewinner
und dann gehtz auf tour

kita piepst der kleine kita der soll mal an die zahlen denken
denk an die zahlen du klumpen fleisch kita kita gibz nich
kinda kita kinda nein mama papa sind nicht systemrelevant süß den elefant

gewitter welches meinen sie da
vor zweihundert jahren wären
zuerst die dickichte und decken geimpft
worden im lande der a.u.t.o.t.o.R.

es reicht doch wenn 20 von denen nicht sterben
es reicht wenn 20 x 24.000euroliteratur entsteht
es reicht der lyrikhauptstadt
es reicht

wo bleibt das bemühen (gerade von männern) scheuen und sehr diversen rehen
zu ähneln (nein die klammern bleiben die brauchz gleich noch)
alles so klein und kurz schreiben wie dichterdarsteller
es vorturnten brave seppel satansbraten fassbinder wieder

Deshalb hab (ich) keinen reallyrischen Account!

26. Februar 2021 10:08










Christian Lorenz Müller

NUR WER KEINE KETTE KENNT (Wien, 13.2.21)

Wer jetzt ohne Maske demonstriert, zeigt sein wahres Gesicht.

Die Welt: Ein kompliziertes Puzzle, das noch dazu sehr unvollständig ist – aber nicht für den Verschwörungstheoretiker. Er findet mit unfehlbarer Sicherheit selbst jene Teile, die schon vor Jahrtausenden verlorengegangen sind.

Nur bissigen Hunden, die keine Kette kennen, kann es einfallen, eine Atemschutzmaske als Maulkorb zu bezeichnen.

14. Februar 2021 17:48










Mirko Bonné

Voile

Dein Segel fährt durch das Exil,
wie eine Sonne über Kiesel zieht.
Sie geht unter, und das Segel sinkt.

Schon Nacht. Schwarzes Segel sinkt
durch das Exil, fällt bis auf den Grund,
flatternd weht es durch die Dunkelheit.

Und jeder Fisch, ein jeder dunkelgrün
Neun-, Acht- oder Siebenauge, blinkt,
leuchtet dein Segel unter den Sand.

*

13. Februar 2021 15:26










Tobias Schoofs

FÜR JOAN VOLLMER

sieh dir das hier an: es ist das
industriedesign von morgen
es liegt gut in der hand es ist

nicht schwer und doch hat es
gewicht es lässt dich spüren
was es will: du sollst es auf ein

ziel ausrichten und es ist egal ob
du wirklich zielen kannst es liest
das ziel nicht deinen augen ab

es liest es tief in deinem herzen
es trifft was du in deinem innern
wirklich treffen willst und wenn

dir selbst nicht klar ist was es ist
dies ding: es weiß es ganz genau

5. Februar 2021 20:12










Hans Thill

Einundzwanzig – Vingt et un – Twenty-one – Ventuno

Einundzwanzig

Einigermassen zwanglos, mein Herr Ergo,
die Zahlenmusik aus dem Gehege Ihrer Zähne.
Das nächste Dorf, versteckt (steckt fest) im Second Self?
So schreibt es schon der wortwörtliche Divan.
Als MMXXI. Als Frage oder Frosch, Herr Fargo,
sehr einwandfrei gegen die

Vingt et un

Avec les voyelles d´Ingres, Monsieur Cogito,
ça y est. La musique des nombres dans la cage
de votre bouche. Le prochain village caché (coincé) derrière
un autre soi? En parle le divan littéral. Au dictionnaire
le MMXXI, informel, dixit. Question grenouillante,
monsieur Fargo, de plus contre le mur

Twenty-one

A twinge of perfection, Mister Ergo, that´s it.
And number music part of your tooth domain.
Next village hiding (stuck) behind a Second Self?
You find it in the divan word-for-word. The dictionary
knows MMXXI, relaxed, dixit. A frog or a question,
Mister Fargo, slightly well against the wall

Ventuno

Più o meno liberamente, mio signor Ergo,
la musica dei numeri dal recinto dei suoi denti.
Il prossimo villaggio nascosto (tenuto fermo) in un altro sé?
Così sta scritto nel letterario divano.
Per il 2021. Una domanda intrigante, signor Fargo,
contro la parete inequivocabilmente.

(Italienische Version von Antonio Rossi)

27. Januar 2021 17:12










Mirko Bonné

Dieser Weg, wohin

Dieser Weg, wohin es auch
geht, er führt dich nicht zu
dir. Sondern mit sich, mit
davon, weg, hin zu etwas
Neuem. Weg. Weder zurück
in dein o-förmiges Kindheits-
wäldchen noch zurück auf
die Schwalbenspur. Nicht
auf die Hunderunde und nicht
an den Regenstadtrand. Schluss
mit der lieblosen Tristesse, vorbei,
Trauer um das bisschen Zartgefühl.
Orte lieber Orte, unerforscht außer-
halb deiner, ungeahnt innen. Sei
zeitfern du, bleib unterwegs,
unbändig ansprechbar.
Der Weg führt dich zu den
Anderen, in eine neue Weite,
wer weiß, wohin es geht, wenn
du dich weder finden musst
noch dich verlieren.

*

27. Januar 2021 00:45










Björn Kiehne

Kraniche über der Stadt

Da ist nichts, und du weißt das auch,
nur dieser nächtliche Spaziergang
durchs Viertel und dein Name an der
Häuserwand, der abblättert, denn du
weißt es auch.

Nichts als Gespenster, die vor ge-
schlossenen Läden Schlange stehen,
versuchen, sich zu erinnern, wie
es war als ein Einkauf genügte,
um das Ich abzusichern.

Wahrnehmen, Werten, Empfinden, Tun,
Handlungsfäden spinnen, Tuchgarn für
den rosigen Säugling, den blassen
Leichnam, Bindfäden, mit denen du
dich ans Leben knotest.

Da, ein Geräusch am Himmel, ein
atlantisches Gefühl, das anbrandet,
die Knoten löst, in seinen Schaum-
kronen die Gewissheit bringt: Ah!
Kraniche über der Stadt.

23. Januar 2021 11:23










Julia Trompeter

 

gelinde gesagt und gelinde gefragt

und gelinde gepoppt und gelinde gefoppt

und gelinde gemeint und gelinde verneint

und gelinde versprochen und gelinde gebrochen

und gelinde entfacht und gelinde verlacht

und gelinde gebogen und gelinde belogen

und gelinde geliebt und gelinde besiegt

 

22. Januar 2021 12:49










Mirko Bonné

Ihr letzter Tag, Herr Präsident

Ihr letzter Tag, Herr Präsident, bricht an.
Bitte verlassen Sie das Weiße Haus,
Sie blinder, irrer, mieser alter Mann,
Und schaffen Sie ihr dummes Zeug hinaus
Und weg in Ihre Sonne. Nehmen Sie
Die Paladine mit, mit die Claqueure,
Die scheinbar wahre Scheindemokratie.
Ich höre Stimmen und die Tiere, höre
Die Sie so lange stützten, so elendig
Gekaufte Meute. Bäume twittern Tweets:
Schluss! Ende der Verelendung! Lebendig
Entgehen wir seiner Verbalmiliz.
Von Ihnen, fetter Clown des Fakes,
Lernt die kaputte Welt: Bleib unterwegs.

*

19. Januar 2021 03:20