Sylvia Geist

Gewendetes Gelände

© Kai Geist

16. August 2012 09:32










Andreas H. Drescher

Poetosphäre

(Jogi gewidmet)

Ein Trost
dass dich das er
wartet Der neue Himmel den du ein
gezogen hast Ein Himmel dessen ABC du
nicht mehr nur ein D bist

Landdungssicher schwere
los findest du d
ich wieder Zugleich Helios Straßen
kehrer und entgrenzter Arzt d
er sphärischen Dreieinigkeit

Es war sehr gut sagst
du in deine Rein
form ein Der Tief
gang deiner Höhenluft als Gänse
haut

Konzertreif bist du dir ganz
ohne Arbeit Verstehen und Er
gänzen Leicht verschwindet alles was n
ich
t leicht ist

Höhen er
geben Geselligen Grüns die Gastl
ichkeit der Edelgase Luftigste Leidenschaft der Leere
Lehre aufgehoben Später Sommer Fledermäuse aufgehorcht Ins
piration

15. August 2012 07:32










Hans Thill

Crazy Horses (für Hanns Grössel) 2

Einst schweifte zahllos die Kentaurenschar

die Truppe wird geschoren oben im Parnass,
säuft zuvor die Gärten leer, die wir
für den Regen offen lassen. Wir
horchen an der Matratze unterm Dach,
den Schweif zu sehen, haben wir uns
die Ackererde über beide Ohren gezogen,
einst

Jadis, à travers bois, rocs, torrents et vallons

15. August 2012 07:06










Hans Thill

Crazy Horses (für Hanns Grössel) 1

Hanns Grössel/José Maria de Heredia

Die Kentaurin

Dann kennt man das
und fragt: könnten wirs
gewesen sein? Froh wie Grössel,
größer als eine Hundertschaft, anfangs
Frösche in einem Teich, später viele
Pferde auf dem Plateau, Frauenköpfe
Caresse

La Centauresse

13. August 2012 23:35










Björn Kiehne

Märkische Seen

Es war viel Liebe in der Stadt –
ein Geruch über dem Asphalt
als gingen Gewitter nieder.

Wasserläufe unter den Plätzen –
ihre Wellen schlugen sanft
in den Endmoränensand.

Über den roten Dächern
stiegen Tauben auf –
Tau im Gefieder

und die Stille
märkischer
Seen.

12. August 2012 11:39










Gerald Koll

Zazen-Sesshin (32)

Man sage dem Zen, sagt der namenlose Mönch, wohl eine gewisse Strenge nach. Doch sei’s ja in Wahrheit forschende Liebe. Zen sei nicht so intensiv wie Kensho seinethalben, aber dennoch sei Zen mehr, als einfach da- und vor sich hinzusitzen. Wem die Nase pfeife, der möge das Gesicht sich reiben.
Habe jemand Angst? Wer Angst habe, habe sie gemacht. Wer der Welt mit Angst begegne, bereite ihr welche. Jede Angst existiere nur durch den, der sie habe. Eine Sache der Verantwortung für die Welt sei es, keine Angst vor ihr zu hegen, dass die Welt sich nicht sorge und verteidigen müsse gegen sich.

11. August 2012 07:53










Mirko Bonné

Olympiade

1-Meter-Lauf der Gartenkräuter

Zieleinlauf
Bahn 1: Pimpernelle (FRA) 5 Mon, 28 Tg, 17 h, 3 min, 26 sec
Bahn 2: Zitronenmelisse (DEN) 5 Mon, 27 Tg, 23 h, 23 min, 17 sec
Bahn 3: Schnittlauch (GER) 5 Mon, 28 Tg, 12 h, 25 min, 19 sec
Bahn 4: Kerbel (GB) 5 Mon, 27 Tg, 22 h, 58 min, 38 sec
Bahn 5: Bohnenkraut (RUS) 5 Mon, 27 Tg, 23 h, 15 min, 42 sec
Bahn 6: Petersilie (USA) 5 Mon, 29 Tg, 2 h, 5 min, 54 sec
Bahn 7: Thymian (GR) 5 Mon, 27 Tg, 22 h, 55 min, 3 sec
Bahn 8: Minze (ITA) 5 Mon, 29 Tg, 12 h, 3 min, 19 sec

Bronze: Bohnenkraut
Silber: Kerbel
Gold: Thymian

*

10. August 2012 21:29










Gerald Koll

Zazen-Sesshin (31)

Ich will mich sitzen lassen. Ich bin Krieg. Silben, Fragmente, Splitter und Schrapnelle schwirren durch vierzig mal sechzig Sekunden. Verschwunden, ehe sie Wort und Bild geworden. Vergraben in Verstecken im Ich-Gebüsch. Zerhacke Synapsen. Krämpfe. Keuche. Diese Schwere! Zu spät beziehen Traumabwehrraketen Stellung. Unkoordinierte Wortbildungsabbruchmanöver. Kaum ermüde ich im Wachposten, formieren sich Heckenschützen zu Bataillonen. Mobile Bildbrigaden verteidigen das Land, das ich verwüsten will um meines Friedens willen. Selbstvergewaltigt räume ich das Sitzschlachtfeld.

8. August 2012 13:47










Markus Stegmann

Matt

Ich lehne meinen Finger an die Wand.
Im Wind verschwinden die Fliegen.
Eine Perle liegt auf dem Tisch, aber wozu?
In der Wurst schläft der Wald der Menge.
Die Leerstelle trägt locker mein Geweih des Morgens.
Nur Papier ist zu sehen, aber keine Windschutzscheibe.
Wenn ich rechne, legt sich ein Mantel auf die Strasse.
Am Abend sah ich einmal ein halbes Gesicht.
Nur im Abgelegenen montiere ich weiter.
Eine Kelle zwar, aber keine Geduld.
Manche schwammen, aber keiner wollte bleiben.
Mit dem Gesicht geht es nicht mehr lange weiter.
Ich streife die Vorhänge im Krankenzimmer zur Seite.
Da ist ein kleiner Bleistift.
Ich ziehe ihn übers Papier.
Die Buchstaben kannte ich noch.
Viele zwar, aber keinen.
Am Tisch verlor sich das Gewicht.
Ich schleife ein wenig Holz.
Die Stangen heute Nachmittag sind matt.
Der Garten trägt sein Grün.
In der Wiese gibt es gläserne Stellen.
Es könnte Unkraut sein.
So steht es auf der Packung.
Der Karton liegt gut in der Hand.
Ich will die Anleitung nicht lesen.
Ich stelle die Wiese ins Regal.
Das Pulver sieht trocken aus heute.
Es ist ein anderer Faden als gestern.

6. August 2012 22:18










Mirko Bonné

Im Bienenkeller

Summ weiter, erzähl,
was du noch keinem sagtest,
spreiz sie, zeig
die dunkle Flügelmitte

tief in der Nacht im Bienenkeller,

dein Kind im Bett,
im Honigschlaf,
doch du bist wach, komm zeig,
was du dir erzählst.

*

29. Juli 2012 13:49